Wilhelm Leuschner
Wilhelm Leuschner (* 15. Juni 1890 in Bayreuth; † 29. September 1944 in Berlin-Plötzensee) war Gewerkschafter, SPD-Politiker und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.
1913 trat der Holzbildhauer, der gewerkschaftlich engagiert war, in die SPD ein. 1916 musste er während des Ersten Weltkrieges als Soldat an die Ostfront, später auch in den Westen. Im Jahr 1919 wurde er Stadtverordneter in Darmstadt und 1924 zog er als SPD-Abgeordneter in den Landtag des Volksstaates Hessen ein.
1928 wurde Wilhelm Leuschner, der zuvor in der SPD-Landtagsfraktion als Polizeiexperte galt, hessischer Innenminister und exponierte sich dabei als Verteidiger der demokratischen Verfassung. Er war entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. Unter anderem war Carlo Mierendorff (SPD) einer seiner Mitarbeiter. Nachdem er die Veröffentlichung der Boxheimer Dokumente, die von Werner Best (NSDAP) verfassten Pläne zur Machtergreifung, im August 1931 veranlasst hatte, wurde er zu einem der meistgehassten Gegner der Nationalsozialisten.
Im Januar 1933 wurde Wilhelm Leuschner in den Bundesvorstand des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) gewählt. Zum 1. April gab Leuschner, nach der nationalsozialistischen Machtübernahme von den Nazis zum Rücktritt gezwungen, sein Amt als hessischer Innenminister auf. Wilhelm Leuschner beteiligte sich in den ersten Monaten des nationalsozialistischen Regimes an konspirativen Überlegungen zur Bildung einer Einheitsgewerkschaft. Da er als faktischer Gewerkschaftsführer standhaft die von Robert Ley (NSDAP) gewünschte Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten verweigerte, kam es im Mai desselben Jahres zu seiner Inhaftierung. Die Gewerkschaften wurden zerschlagen.
Im Schattenkabinett Goerdeler, das nach dem Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 installiert werden sollte, war Wilhelm Leuschner als Vizekanzler vorgesehen; Graf von Stauffenberg, der das Attentat auf Hitler durchführte, soll Wilhelm Leuschner sogar gegenüber Carl Friedrich Goerdeler (DNVP) als Kanzler favorisiert haben. Wilhelm Leuschner stellte sich nach dem gescheiterten Attentat am 16. August 1944, nachdem die Nationalsozialisten seine Ehefrau als Geisel festgenommen hatten. Am 29. September 1944 wurde er hingerichtet.