Otto Wels
Otto Wels (* 15. September 1873 in Berlin; † 16. September 1939 in Paris) war ein SPD-Politiker und langjähriger Parteivorsitzender. Im Jahr 1891 trat Otto Wels in die SPD ein. Er besuchte die Parteischule der SPD und begann sich 1906 hauptamtlich politisch zu engagieren. Von 1912 bis 1918 war er Abgeordneter des Reichstags des Deutschen Kaiserreichs. Und schon 1913 wurde Otto Wels auf Vorschlag August Bebels in den SPD-Parteivorstand ernannt.
Er wurde – ähnlich wie Gustav Noske (SPD) in Kiel – vom Berliner Arbeiter- und Soldatenrat zum Stadtkommandanten Berlins ernannt und gab als solcher am 6. Dezember 1918 den Befehl, das Feuer auf demonstrierende Spartakisten zu eröffnen. Ab 1919 war Wels Parteivorsitzender der SPD und erhielt einen Sitz zuerst in der Nationalversammlung, danach im neuen Reichstag, wo er bis bis 1933 Abgeordneter blieb.
Otto Wels leitete zusammen mit Carl Legien (SPD) den Generalstreik während des Kapp-Putsches im März 1920 und erzwang danach den Rücktritt Gustav Noskes als Reichswehrminister. Er setzte sich maßgeblich für die Gründung des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold und später der Eisernen Front ein. Er saß ebenfalls im Vorstand der Sozialistischen Arbeiterinternationalen.
Otto Wels befürwortete die Tolerierungspolitik der SPD gegenüber dem Reichskanzler Heinrich Brüning (Zentrum). Er war nach dem Preußenschlag im Gegensatz zur preußischen Regierung von Otto Braun (SPD) gegen einen Generalstreik. Im Herbst 1932 allerdings befürwortete er den Generalstreik und untersagte jegliche Verhandlungen der SPD mit der Regierung Kurt von Schleicher (parteilos).
Kurz nach der Machtübernahme der NSDAP am 30. Januar 1933 und nach der Reichstagswahl im März 1933 übernahm Otto Wels, die Rede der SPD-Fraktion im Reichstag, die die Ablehnung des Ermächtigungsgesetz begründete, welches die nationalsozialistische Diktatur etablierte. Er tat dies trotz der Anwesenheit von SA-Männern im Saal und des wegen Verhaftung Fehlens sämtlicher KPD-Abgeordneten mit einer klaren Absage an den Nationalsozialismus am 23. März 1933. In dieser letzten freien Rede im Deutschen Reichstag sagte er: „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht.“ (Ton-Dokument auf der Webseite der Friedrich-Ebert-Stiftung) Die SPD blieb die einzige Partei, die gegen das Gesetz stimmte.
Adolf Hitler (NSDAP) antwortete auf die Rede von Otto Wels: „Ich will auch gar nicht, dass Sie dafür stimmen. Deutschland soll frei werden, aber nicht durch Sie.“ In den Wochen danach wurden er und Rudolf Breitscheid (SPD) von den Nationalsozialisten als Beispiele diffamiert, dass ausländische Presseberichte über den Terror der Nazis gegenüber Andersdenkenden nur Verleumdung seien.
Im August 1933 wurde Otto Wels von der NSDAP ausgebürgert; er baute zunächst in Prag und später in Paris die Exil-SPD auf, wo er im September 1939 verstarb.