Hervorgegangen ist die Wirtschaftspartei des deutschen Mittelstandes (WP) aus mittelständischen Interessenlisten, die seit 1920 im Berliner Raum politische Erfolge auf Kosten vornehmlich der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) errangen. Wichtig war die politische und finanzielle Zusammenarbeit mit dem Zentralverband deutscher Haus- und Grundbesitzervereine seit der preußischen Landtagswahl von 1921. Die WP kann als reine Interessenspartei gelten, die im bürgerlich-rechten Spektrum anzusiedeln ist.
Nachdem 1924 prominente Handwerkerfunktionäre wie Jacob Ludwig Mollath vom Bund der Handwerker in den Vorstand gelangt waren, folgte die politisch einflussreichste Phase der WP. Sie kam zu Wahlerfolgen in Sachsen, Thüringen und Mecklenburg-Schwerin; in Sachsen und Thüringen wurde sie an der Landesregierung beteiligt. Bei der Reichstagswahl 1928 profitierte sie von Verlusten der DNVP und wurde fast so stark wie die DDP. In der Reichstagswahl 1930 verlor die Partei zwar prozentual, konnte aber die Mandatszahl halten. Sie unterstützte die Präsidialregierung von Heinrich Brüning (Zentrum), in der sie mit dem Justizminister Johann Viktor Bredt vertreten war,. Doch Ende 1930 schied sie aus der Regierung aus, da große Teile der Basis eine Annäherung an die „nationale Opposition“ forderten. Nachdem die Reichstagsfraktion Brüning im Oktober 1931 vor dem Sturz rettete, verließen viele Mitglieder und Anhänger die Partei und wechselten zur NSDAP.
1932 unterstützte die Wirtschaftspartei des deutschen Mittelstandes Paul von Hindenburg bei der Wahl zum Reichspräsidenten und tolerierte Reichskanzler Brüning. Zur Reichstagswahl vom Juli 1932 ging sie eine Listenverbindung mit der BVP ein, was trotz gewaltiger Verluste der Partei zwei der bislang 23 Mandate rettete. Bei der erneuten Reichstagswahl im November 1932 kam nur noch Johann Viktor Bredt durch die Listenverbindung mit der BVP in den Reichstag. Zur Reichstagswahl März 1933 trat sie nicht mehr an; bei der Preußischen Landtagswahl gewann die WP unter der Bezeichnung „Preußischer Mittelstand und Sparer“ und aufgrund eines Bündnisses mit der Zentrumspartei noch ein Mandat. Im April 1933 löste sie sich auf und viele Parteimitglieder, unter anderem Mollath, traten der NSDAP bei.
Wahlplakate der Wirtschaftspartei
Wahlergebnisse der Wirtschaftspartei des deutschen Mittelstandes
Reichtagswahlen | Stimmen | Stimmen (in %) | Änderung | Sitze | Änderung |
---|---|---|---|---|---|
Reichstagswahl 1924 (Mai) | 524.610 | 1,8 % | − | 7 | − |
Reichstagswahl 1924 (Dezember) | 694.568 | 2,3 % | +0,5 % | 11 | +4 |
Reichstagswahl 1928 | 1.397.129 | 4,5 % | +2,2 % | 23 | +12 |
Reichstagswahl 1930 | 1.362.353 | 3,9 % | −0,6 % | 23 | ±0 |
Reichstagswahl 1932 (Juli) | 146.875 | 0,4 % | −3,5 % | 2 | −21 |
Reichstagswahl 1932 (November) | 110.301 | 0,3 % | −0,1 % | 1 | −1 |
Reichstagswahl 1933 | 0,9 % | 5,7 % | −0,1 % | 5 | +3 |
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Jan Schuster ist studierter Germanist und Politologe und arbeitet seit über 8 Jahren für verschiedene Firmen im Online Marketing. Die Sammlung von Wahlplakaten sind ein schönes Hobby und das Resultat ist diese Webseite. Ich hoffe, dass Sie Ihnen gefällt!