Preußenschlag
Der Preußenschlag, auch bekannt als der „Preußische Staatsstreich“, war ein entscheidendes Ereignis des Untergangs der Weimarer Republik, das am 20. Juli 1932 stattfand. Unter der Führung des Reichskanzlers Franz von Papen (parteilos, früher Zentrum) und Reichspräsidenten Paul von Hindenburg übernahm die Reichsregierung die Kontrolle über das Land Preußen, den größten und bevölkerungsreichsten Teilstaat der Weimarer Republik.
Preußen war seit dem Ende des Ersten Weltkriegs eine Hochburg der SPD. Der amtierende preußische Ministerpräsident Otto Braun (SPD) und sein Innenminister Carl Severing (SPD), standen für eine Politik, die die Republik verteidigte und die politische Linke unterstützte. Die preußische Regierung bildete einen Gegenpol zu den zunehmend konservativ-nationalistischen Kräften auf Reichsebene.
Die politische Krise eskalierte im Sommer 1932, als es in Berlin zu schweren Straßenkämpfen zwischen Anhängern der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) und Kommunisten kam. Die Reichsregierung, geführt von Franz von Papen, nutzte die Unruhen als Vorwand, um Preußen, in dem die demokratischen Parteien eine Minderheitsregierung bildeten, als „unregierbar“ zu erklären. Am 20. Juli 1932 erließ von Papen in seiner Funktion als Reichskommissar eine Notverordnung auf Basis von Artikel 48 der Weimarer Verfassung, die es ihm ermöglichte, die preußische Regierung abzusetzen und die Exekutivgewalt in Preußen selbst zu übernehmen, nachdem ihn der preußische Landtagspräsident Hanns Kerrl (NSDAP) dazu aufgefordert hatte.
Der Staatsstreich wurde durch die preußische Polizei unter der Führung von Kurt Melcher (DVP), einem Vertrauten von Papens, schnell und ohne größeren Widerstand durchgeführt. Die SPD-geführte Regierung legte zwar vor dem Staatsgerichtshof für das Deutsche Reich Klage ein, doch der Staatsstreich wurde letztlich nicht rückgängig gemacht.
Der Preußenschlag war ein Vorbote des bevorstehenden Machtverlustes der demokratischen Parteien und der Errichtung einer autoritären Regierung in Deutschland. Er zeigte, wie fragile die Demokratie in der Weimarer Republik war und wie leicht sie durch Notverordnungen und politische Machtspiele ausgehebelt werden konnte. Nur wenige Monate später, im Januar 1933, gelang es Adolf Hitler und der NSDAP, die Macht in Deutschland zu übernehmen.