Hermann Müller
Hermann Müller (* 18. Mai 1876 in Mannheim; † 20. März 1931 in Berlin) war ein einer der führenden SPD Politiker in der Weimarer Republik. Er war von 1919 bis 1928 einer der Vorsitzenden der SPD. Im Kabinett von Gustav Bauer (SPD) war er von 1919 bis 1920 zunächst Außenminister, ehe er von März bis Juni 1920 kurzzeitig Reichskanzler wurde. Im selben Jahr übernahm Müller den Vorsitz der SPD-Reichstagsfraktion bis 1928, als er zum zweiten Mal Reichskanzler wurde. Er war der letzte Reichskanzler der Weimarer Republik, der sich auf eine parlamentarische Mehrheit stützte, bevor mit Heinrich Brüning (DVP) die Zeit der Präsidialkabinette der Weimarer Republik begann. Bis zu seinem Rücktritt gehörte Hermann Müller der Republikschutzorganisation Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold an.
Vor und während des Ersten Weltkriegs
Schon vor dem Ersten Weltkrieg gehörte Müller zum Partei-Establishment und agierte an der Seite von August Bebel und Friedrich Ebert. Er gehörte der Partei-Mitte an und war vor allem für die internationalen Beziehungen der SPD zuständig. Er trat während des Krieges für die Burgfriedenspolitik ein. Auch war er daran beteiligt in der SPD eigenen Zeitung Vorwärts ab 1916 eine Vorzensur zu etablieren und plädierte zum Ende des Krieges für eine Zusammenarbeit der SPD mit der möglichen Regierung um Max von Baden. Nach dem Ausbruch der Novemberrevolution wurde Müller zusammen mit Gustav Noske Anfang November 1918 nach Kiel entsandt, um mäßigend auf die revolutionären Matrosen einzuwirken.
Herman Müller in der Weimarer Republik
In den Jahren 1919/1920 gehörte er der Weimarer Nationalversammlung an. Im Juni 1919 wurde er gemeinsam mit Otto Wels zum Parteivorsitzenden der SPD gewählt (und blieb es bis 1928), nachdem Friedrich Ebert und Philipp Scheidemann als Reichspräsident beziehungsweise Reichsministerpräsident amtierten. Nach dem Rücktritt der Regierung um Philip Scheidemann 1919 war es Eberts Wunsch, dass Hermann Müller die neue Regierung bildet sollte, dies lehnte er jedoch ab und wurde unter dem Reichskanzler Gustav Bauer (SPD) Außenminister und damit Unterzeichner des Versailler Vertrags. Von der nationalistischen Rechten wurde er dafür als Landesverräter diffamiert. Er war auch einer der Hauptfeinde der nationalistischen Kapp-Putschisten von 1920.
Nach der Entlassung der Regierung von Gustav Bauer als Folge des Kapp-Putsches bildete Hermann Müller vom 27. März bis zum 6. Juni 1920 als Reichskanzler eine Übergangsregierung. Die Erwartungen der Gewerkschaften und vieler Sozialdemokraten auf eine „Arbeiterregierung“ konnte Müller mit seiner Koalitionsregierung mit DDP und Zentrum nicht erfüllen. In seine Amtszeit fielen als Folgen des Putsches die endgültige Niederschlagung des Ruhraufstands und der Unruhen in Mitteldeutschland, sowie die zeitweise Besetzung des Rhein-Main-Gebiets durch alliierte Truppen.
Die Reichstagswahl von 1920 endete mit einer schweren Niederlage der Weimarer Koalitionsparteien. Müller selbst war in einem fränkischen Wahlkreis gewählt worden. Dem Reichstag gehörte er bis zu seinem Tod an. Zur Unterscheidung von gleichnamigen Abgeordneten wurde er seither Müller-Franken. Die Bildung einer Regierung unter Einschluss der USPD scheiterte. Damit ging die SPD in Opposition. Hermann Müller war von 1920 bis 1928 Vorsitzender der SPD-Fraktion im Reichstag. Er übernahm aber zunächst keine Regierungsämter in den weiteren Koalitionen mit SPD Beteiligung. Er unterstützte aber insbesondere seinen Amtsnachfolger Gustav Stresemann (DVP) als Außenminister und machte sich für mögliche Koalitionen mit der DVP stark.
Hermann Müller wird erneut Reichskanzler
Nach der gewonnenen Reichstagswahl 1928 bildet Hermann Müller eine Große Koalition mit Zentrum, DDP, DVP und BVP und wird erneut Reichskanzler. Diese erste Koalition in der die konservative DVP mit der SPD regierte stand unter enormen Vorbehalten innerhalb und außerhalb der beteiligten Parteien. Vor allem außenpolitisch gelangen Hermann Müller Erfolge und er konnte im Rahmen des Young-Plans die Ruhrbesetzung beenden und die Frage der Reparationszahlungen neu verhandeln. In Berlin kam es nach links-kommunistischen Demonstrationen 1929 zum so genannten Blutmai, bei denen mindestens 33 Menschen starben.
Ab 1929 ging es Hermann Müller gesundheitlich zunehmend schlechter. Nach einer Gallenblasenentzündung war eine Notoperation notwendig. Und im März 1930 zerbrach die Koalition an der Reform der Arbeitslosenversicherung, deren Kompromissvorschlag von der SPD trotz Werbens von Hermann Müller nicht mitgetragen wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren die Präsidialkabinette von Reichspräsident Paul von Hindenburg schon vorbereitet, schon drei Tage nach dem Rücktritt ernannte der Reichspräsident Heinrich Brüning (Zentrum) zum Reichskanzler. Die sozialdemokratischen Minister wurden im neuen Kabinett durch Konservative und Vertraute Hindenburgs ersetzt. Brüning konnte auf das Machtmittel der Notverordnungen zurückgreifen, welche er Hermann Müller gezielt vorenthalten hatte.
Hermann Müller starb am 20. März 1931 an den Folgen einer weiteren Gallenoperation. In einem großen Trauerzug erwies ihm die SPD die letzte Ehre. Reichspräsident Hindenburg hatte einen Staatsakt für den früheren Reichskanzler abgelehnt, aber mindestens 50.000 Menschen nahmen an dem Trauerzug in Berlin teil, und weitere 350.000 Menschen säumten seinen Weg. Dies gilt als letzte demokratische Großdemonstration der Weimarer Republik.