Ludwig Quidde
Ludwig Quidde (* 23. März 1858 in Bremen; † 4. März 1941 in Genf) war Pazifist und linksliberaler Politiker in der Zeit des Deutschen Kaiserreichs und der Weimarer Republik. Er war ein prominenter Kritiker von Kaiser Wilhelm II. und erhielt 1927 den Friedensnobelpreis für seine Leistungen als treibende Kraft in der deutschen Friedensbewegung.
Ludwig Quidde als pazifistisches Sprachrohr im Kaiserreich
Bereits 1893 war er in die 1868 gegründete Deutsche Volkspartei (DtVP) eingetreten, die seiner antimilitaristischen, antipreußischen, demokratischen und pazifistischen Orientierung entsprach. Die DtVP, die ihre Hochburgen vor allem in Süddeutschland hatte, setzte sich als eine der größeren bürgerlich-demokratischen Parteien gegen die Nationalliberale Partei für föderale Strukturen im Deutschen Reich ein, stand in Opposition zur Vorherrschaft Preußens und engagierte sich für eine Stärkung des Reichstages und demokratischere Verhältnisse in Deutschland. Ludwig Quidde hob sich mit seiner antimonarchischen und republikanischen Haltung auch innerhalb der Partei ab. Er unterstützte die DtVP in ihrer Bereitschaft zur punktuellen Zusammenarbeit mit der damals noch marxistisch ausgerichteten Sozialdemokratie.
Ab 1899 leitete Ludwig Quidde die deutsche Delegation an den Weltfriedenskongressen. Er setzte sich für die deutsche Teilnahme an der Haager Friedenskonferenz 1899 und die Beendigung des Zweiten Burenkrieges (1899–1902) ein. Im Mai 1914, kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges, wurde er zum Vorsitzenden der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG) gewählt und blieb trotz der nie verstummenden Kritik der radikalpazifistischen Kräfte bis 1929 in diesem Amt.
Nach Beginn des Ersten Weltkrieges wurde Ludwig Quidde als Kriegsgegner in seiner Partei und Landtagsfraktion bald zum Außenseiter. Er hielt sich zwischen Ende 1914 und 1918 häufig im neutralen Ausland auf. Aus Berlin wurde erausgewiesen; seine Post wurde überwacht.
Politischer Werdegang in der Weimarer Republik
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Ludwig Quidde während der revolutionären Münchner Räterepublik 1918 Vizepräsident des Provisorischen Bayerischen Nationalrates und 1919 Abgeordneter der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) in der Weimarer Nationalversammlung.
Im Jahr 1924 wurde Quidde aufgrund eines Artikels über die Schwarze Reichswehr, die geheime Wiederaufrüstung entgegen dem Versailler Vertrag, wegen Landesverrats angeklagt und kurzzeitig inhaftiert, aber unter anderem wegen außenpolitischer Bedenken des Außenministers Gustav Stresemann (DVP) bald wieder auf freien Fuß gesetzt. 1927 erhielt er den Friedensnobelpreis gemeinsam mit dem französischen Pazifisten Ferdinand Buisson.
Die DDP löste sich im November 1930 nach dem Eingehen eines Wahlbündnisses mit dem antisemitischen und rückwärtsgewandten Jungdeutschen Orden formal auf und gründete sich als Deutsche Staatspartei (DStP) neu. Ludwig Quidde wollte diese Entwicklung nicht mehr mittragen und wandte sich zusammen mit anderen linksliberalen Mitgliedern von der Partei ab. Er war mit den ehemaligen DDP-Mitgliedern Hellmut von Gerlach und Paul Freiherr von Schoenaich Gründungsmitglied der Radikaldemokratischen Partei (RDP), die aber in den letzten Jahren der Weimarer Republik nicht über die Bedeutung einer Splitterpartei hinauskam. Den ihm angetragenen Parteivorsitz lehnte er ab.
Nach der Machtergreifung der NSDAP im März 1933 emigrierte Ludwig Quidde in die Schweiz, wo er in den folgenden Jahren bis zu seinem Tod unter schwierigen finanziellen Verhältnissen in Genf lebte.