Matthias Erzberger
Matthias Erzberger (* 20. September 1875 in Buttenhausen; † 26. August 1921 bei Bad Griesbach im Schwarzwald) war Publizist und Politiker (Zentrum). Seit 1903 war er Reichstagsabgeordneter und agitierte gegen die Umstände des deutschen Kolonialismus.
Kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges übernahm Erzberger die Leitung der Auslandspropaganda des Deutschen Reiches und richtete einen Auslandsgeheimdienst ein. Nachdem Matthias Erzberger anfänglich für einen „Siegfrieden“ eingetreten war, setzte er sich später für einen „Verständigungsfrieden“ ein. Am 6. Juli 1917 forderte er in einer Reichstagsdebatte, Deutschland müsse auf Gebietsgewinne verzichten.
Anfang Oktober 1918 ernannte ihn der neue Reichskanzler Prinz Max von Baden zum Staatssekretär ohne Aufgabengebiet. Er wurde zum Leiter der Waffenstillstandskommission berufen und unterzeichnete auf Wunsch der Obersten Heeresleitung unter Paul von Hindenburg am 11. November 1918 den Waffenstillstand von Compiègne, der die Kampfhandlungen des Ersten Weltkrieges beendete.
Er wurde in die Nationalversammlung gewählt und war im Kabinett unter Philipp Scheidemann (SPD) Reichsminister ohne Geschäftsbereich und überwachte die Umsetzung des Waffenstillstands. Unter dem Reichskanzler Gustav Bauer (SPD) war er Reichsfinanzminister und baute die Steuerverwaltung komplett neu auf, wobei er z.B. den direkten Lohnsteuerabzug und erstmals die Erbschaftssteuer einführte sowie die Steuerverwaltung zentralisierte.
Matthias Erzberger wurde damit zunehmend zur Zielscheibe rechter Propaganda. Er trat am 12. März 1920 einen Tag vor Beginn des Kapp-Putsches als Reichsfinanzminister zurück, nachdem ein Gericht in einem Beleidungsverfahren gegen den DNVP-Politiker Karl Helfferich feststellte, dass es unter Erzberger eine unsaubere Vermischung politischer Tätigkeit und eigener Geldinteressen gegeben habe.
Schon während des Gerichtsverfahrens hatte es vor dem Gerichtsgebäube am 28. Januar 1920 ein Schusswaffenattentat auf Erzberger gegeben, bei der er eine Schulterverletzung zugefügt bekam.
Er wurde am 26. August 1921 von zwei rechtsterroristischen Attentätern der Organisation Consul brutal ermordet, die anschließend nach Spanien flüchteten und erst 1933 unbehelligt nach Deutschland zurückkehrten.