Otto Braun
Otto Braun (* 28. Januar 1872 in Königsberg; † 15. Dezember 1955 in Locarno, Schweiz) war SPD-Politiker und von 1920 bis 1932 mit nur einer kurzen Unterbrechung Ministerpräsident von Preußen.
Bereits im Alter von 16 Jahren engagierte Braun sich illegal in der unter dem Sozialistengesetz verbotenen SPD und 1892 erhielt er eine zweimonatige Haftstrafe wegen Majestätsbeleidigung. Schon 1898 wurde Otto Braun Vorsitzender der SPD Ostpreußens. Während des Ersten Weltkriegs unterstützte Otto Braun die so genannte Burgfriedenspolitik der Partei und wetterte gegen innerparteiliche Kritiker wie Rosa Luxemburg.
Otto Braun gehörte der Weimarer Nationalversammlung an und von 1920 bis 1933 war er Mitglied des deutschen Reichstags. Aufgrund der Interessenkonflikte zwischen Reich und Preußen und aufgrund Brauns oft unkonventioneller Art kam es zu einer Entfremdung zwischen ihm und der Parteiführung der SPD in der Weimarer Republik. Braun stellte als Pragmatiker vor allem das Interesse der SPD/DDP/Zentrums-Koalition in Preußen und damit die Stabilität seiner Landesregierung in den Mittelpunkt seines Handelns stellte. Durch die personelle Kontinuität der preußischen Regierung unter seiner Ministerpräsidentschaft ergaben sich in Preußen im Gegensatz zur Reichspolitik weitgehend stabile Regierungsverhältnisse. Otto Braun versuchte, Preußen zu einem „republikanischen Bollwerk“ in der Weimarer Republik aufzubauen.
Otto Braun als Reichspräsidentenkandidat 1925
Bei der Reichspräsidentenwahl 1925 kandidierte Otto Braun für die Nachfolge Friedrich Eberts (SPD) ins Amt des Reichspräsidenten gegen Wilhelm Marx (Zentrum), Karl Jarres (DVP) und Ernst Thälmann (KPD). Im ersten Wahlgang erhielt er 29 Prozent der Stimmen, ein um einiges besseres Ergebnis als das SPD-Ergebnis bei der letzten Reichstagswahl. Weil das Zentrum sich weigerte, im zweiten Wahlgang einen sozialdemokratischen Kandidaten zu unterstützen, zog sich Otto Braun zugunsten Wilhelm Marx’ zurück. Da es Marx aber ebenso wenig wie Braun gelang, das rechtskonservative Spektrum anzusprechen, verlor dieser gegen Paul von Hindenburg.
Der gelegentlich als Roter Zar von Preußen titulierte Braun war sowohl überzeugter sozialer Demokrat als auch Preuße. Er betrieb eine zupackende, entschlossene Reformpolitik, die umstritten war. Die Grenzen dieses Ansatzes wurden ihm am Ende der Weimarer Republik vorgeführt. Mit dem sogenannten Preußenschlag am 20. Juli 1932 wurde die Regierung Braun durch den parteilosen Reichskanzler Franz von Papen entmachtet, nachdem sie zuvor die Wahl gegen eine Mehrheit aus Nationalsozialisten und KPD verloren hatte. Trotz der neuen machtpolitischen Realitäten versuchte Otto Braun, mit juristischen Maßnahmen dem illegalen Vorgehen entgegenzutreten, was aber, trotz eines gewonnenen Prozesses vor dem Reichsgericht, wirkungslos blieb.
Mit der Machtergreifung Adolf Hitlers wurde Otto Brauns Reformpolitik schnell und gründlich revidiert, und er musste ins Exil flüchten.