Seit der Novemberrevolution war die Frage, was mit den Vermögen des politisch entmachteten deutschen Adels geschehen sollte, nicht beantwortet. Die linke Mehrheit zu Beginn der Weimarer Republik brachte hier keine Entscheidung zu Stande, wohlgleich die Diskussion in den Folgejahren nicht abebbte.
Letztendlich schaffte es die Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) 1926 ein erfolgreiches Volksbegehren für die entschädigungslose Enteignung der Adligen zu intiieren. Zögerlich schloss sich die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) an.
Nicht nur Wähler der KPD und der SPD befürworteten die entschädigungslose Enteignung. Auch viele Anhänger der Deutschen Zentrumspartei (Zentrum) und der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) bejahten sie. In bestimmten Regionen Deutschlands unterstützten auch Wähler konservativ-nationaler Parteien diese Gesetzesinitiative. Adelsverbände, die Kirchen der zwei großen Konfessionen, großagrarische und industrielle Interessenverbände sowie die Parteien und Verbände des politisch rechten Lagers traten für die Fürsten ein.
Das Volksbegehren gelang mit eindrucksvollen 12.523.750 Stimmen und 31,8 % der Wahlberechtigten (10% wären notwendig gewesen). Die Stimmenanzahl, die KPD und SPD bei der Reichstagswahl im Dezember 1924 erreicht hatten, war mit dem Volksbegehren um fast 18 Prozent überboten. Besonders auffällig war die starke Unterstützung in Hochburgen des Zentrums, auch in Domänen des Liberalismus, zum Beispiel in Württemberg, zeigten sich ähnliche Tendenzen.
Der am 20. Juni 1926 durchgeführte Volksentscheid blieb allerdings erfolglos. Zahlreiche Boykottaufrufe national-konservativer Organisationen führten schließlich zum Misserfolg des Volksentscheids. An die Stelle der entschädigungslosen Enteignung traten individuelle Abfindungsverträge. Sie regelten die Verteilung der Vermögensmassen zwischen den jeweiligen Ländern und den ehemals herrschenden Fürstenhäusern.
Wahlergebnis des Volksentscheid Fürstenenteignung 1926
Volksentscheid am 20. Juni 1926 | Stimmen | in % der Wahlberechtigten |
Stimmberechtigte | 39.737.724 | – |
gültige Stimmen | 15.040.895 | 37,9 % |
davon: | ||
Ja-Stimmen | 14.455.181 | 36,4 % |
Nein-Stimmen | 585.714 | 1,5 % |
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Jan Schuster ist studierter Germanist und Politologe und arbeitet seit über 8 Jahren für verschiedene Firmen im Online Marketing. Die Sammlung von Wahlplakaten sind ein schönes Hobby und das Resultat ist diese Webseite. Ich hoffe, dass Sie Ihnen gefällt!