Carlo Mierendorff
Carlo Mierendorff (* 24. März 1897 in Großenhain; † 4. Dezember 1943 in Leipzig) war ein SPD-Politiker & Sozialwissenschaftler.
Der Weltkriegs-Veteran Carlo Mierendorff, der 1920 in die SPD eintrat, war in seinem Studium stark von Max Weber beeindruckt. Er dissertierte mit einer Abschlussarbeit über die Kommunistische Partei Deutschlands. Er bekämpfte die seit Mitte der 1920er Jahre stattfindende Aufrüstung der Schwarzen Reichswehr und war Mitglied im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und später in der Eisernen Front, dessen Insignien mit den drei Pfeilen er mitentwarf.
Zwischen 1926 bis 1928 war er Sekretär der SPD-Reichstagsfraktion und wurde Pressereferent des hessischen Innenministers Wilhelm Leuschner (SPD). In dieser Zeit stellte er Werner Best (NSDAP) bloß, indem er eine Hausdurchsuchung auf dem Boxheimer Hof durchsetzte, bei der die Boxheimer Dokumente gefunden wurden, in denen beschrieben wurde wie nach einer Machtübernahme politische Gegner zu verfolgen seien, um ein Gewaltregime durchzusetzen.
Bei der Reichstagswahl 1930 gewann Carlo Mierendorff einen Sitz und wurde jüngstes Mitglied seiner Partei im Parlament. Schwerpunkt seiner Politik war der Kampf gegen das Erstarken der Nationalsozialisten. Im Reichstag griff er mehrfach Joseph Goebbels (NSDAP) an.
Nach der Ernennung Adolf Hitlers (NSDAP) zum Reichskanzler floh Carlo Mierendorff für 14 Tage in die Schweiz und kehrte nach Berlin zurück, um am 24. März 1933 im Reichstag mit seiner SPD-Fraktion gegen das Ermächtigungsgesetz zu stimmen. Nachdem er daraufhin von SA-Leuten durch die Straßen geschleift worden war, versteckte er sich bei seinem Freund, dem Schriftsteller Carl Zuckmayer. Am 13. Juni 1933 wurde er in Frankfurt am Main verhaftet und verbrachte 5 Jahre in verschiedenen Konzentrationslagern.
Im Anschluss an diese Zeit schloss er sich der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis um Adolf Reichwein an und nahm Kontakt zu Julius Leber (beide SPD) auf. Er war auch für eine Funktion im Schattenkabinett Goerdeler vorgesehen. Am 4. Dezember 1943 kam Carlo Mierendorff durch eine alliierte Fliegerbombe bei einem Luftangriff auf Leipzig ums Leben.